BAYERL: "Ich habe Fußball geatmet"

 FUSSBALL   SCHWEIZ   OBERWIL     

 

Dienstag, 18. März 2014

 

Er ist jung, talentiert und zielstrebig. Lennart Bayerl ist lächelnd als ich ihn im Lycée Jean-Mermoz in Saint-Louis treffe. Der 18-Jährige Schüler aus Bartenheim-la-Chaussée lebt in Frankreich, doch spielt in der Schweiz. "Spielerisch gesehen ein ganz anderes Niveau", so Bayerl über den Schweizer Fußball. In einem Interview für L'Union du Sport spricht der Jungstar Lennart Bayerl vom FC Oberwil über Kindheit, Schule und sportliche Perspektiven.

SAINT-LOUIS (Frankreich), 18. März 2014. - Der Schweizer Innenverteidiger Lennart Bayerl hat mit seinem Team die 2. Liga vor Augen.    (Foto Benjamin Nato/ L'Union du Sport)

L'UNION DU SPORT  Sie sind Innenverteidiger beim FC Oberwil. Mögen Sie Ihre Position, oder könnten Sie sich vorstellen ihre Position zu wechseln?              

 

Natürlich mag ich meine Position. Es ist die Position die ich schon seit ich D-Juniorenspieler bin habe. Aber ich kann mir auch vorstellen Außenverteidiger zu spielen, oder vielleicht im inneren Mittelfeld. Das wären auch sicher Positionen die mir gefallen würden, also defensiv natürlich.        

  
Sie haben sich Mai 2012 dafür entschieden den SC Binningen für den FC Oberwil zu verlassen. Warum haben Sie diesen Schritt gemacht?            

 

Viele jüngere Spieler waren da, weshalb die Chemie zwischen mir und der Mannschaft nicht mehr wirklich gepasst hat. Die Mannschaft die ich hatte hat nicht zu meinem "Typ" gepasst. Deswegen war ich nicht mehr glücklich mit der Mannschaft. Ich hatte mich dann eigentlich entschieden zum FC Allschwil zu wechseln, dennoch hatte ich mich kurzfristig verletzt. Dadurch hat sich das ganze dann ein bisschen verzögert. Schlussendlich bin ich durch "Beziehungen" beim FC Oberwil gelandet.     

                 
Welche sind Ihre sportlichen Perspektiven mit dem FC Oberwil? Sie spielen immerhin in der 3. Liga.            


Also mannschaftlich gesehen ist es eigentlich unser Ziel dieses Jahr in die 2. Schweizer Liga aufzusteigen. Wir sind im Moment Tabellenführer und in der Schweiz geht die Saison über zwei Rückrunden, das heißt Hin und Rückrunde. Persönlich gesehen bin ich natürlich noch ein sehr junger Spieler und wäre eigentlich noch Juniorenspieler. Von daher gesehen möchte ich einfach viel Spielpraxis erlangen und ich möchte mich durchsetzen. Aber das ist voraussichtlich in den nächsten Jahren mein Ziel.        

                                                                                                        
Sie sind vor kurzem mit Ihrem Verein eine Woche in ein Trainingslager in die Türkei geflogen. Können Sie uns ein bisschen darüber erzählen?   

                                                                                       
Das war eine sehr schöne Woche. Wir hatten ein sehr schönes Hotel, und zwar war das ein 5 Sterne Hotel. Pro Tag hatten wir zwei Trainingseinheiten und die Krönung war ein Spiel gegen eine russische Profimannschaft, also halb Profimannschaft. Die spielen nämlich in der 2. russischen Liga. Wir haben zwar verloren, aber es war eine sehr schöne Erfahrung. Wir sind spielerisch sehr, also finde ich, sehr viel besser geworden. Es war zwar sehr ungewohnt für uns so viel Training zu haben, aber es war auf jeden Fall ein positiver Punkt. Alles ging auf einmal viel schneller und die Automatismen waren auf jeden Fall da. Das Wetter hat leider nicht so ganz mitgespielt, aber das ist ja für Fußballer nicht so wichtig wie für andere Sportler (grinst).

 

Was bedeutet es für Sie Fußball zu spielen?

 

Fußball hatte für mich schon immer eine sehr große Bedeutung. Ich spiele Vereinsfußball seitdem dass ich ganz klein bin. Ich glaube seit ich fünf oder sechs Jahre alt bin. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr war es alles in meinem Leben. Ich habe nur an Fußball gedacht, ich habe Fußball geatmet. Nachdem, dass ich mit dreizehn, vierzehn in der Sportschule war und dann sozusagen den Schulweg gegangen bin, habe ich mich entschieden mehr auf die Schule zu achten. Von da an hat sich die Bedeutung für mich ein bisschen gemindert. Aber Fußball hat noch immer eine sehr große Bedeutung für mich. Besonders jetzt auch nach meiner einjährigen Verletzung, habe ich gemerkt, dass Fußball ein wichtiger Teil in meinem Leben ist und, dass ich nicht so einfach darauf verzichten möchte.   

   
Sie hätten hier im Dreiländereck die Möglichkeit in Deutschland oder in Frankreich zu spielen. Warum haben Sie sich für die Schweiz entschieden?              

 

Zunächst habe ich angefangen in Frankreich Fußball zu spielen, beim EJPR. Das ist eine "Entente", so nennt man das hier in Frankreich. Daraufhin bin ich mit neun Jahren zu EJPS gegangen, von wo ich dann im Alter von zwölf Jahren in die Schweiz gewechselt bin. Die Möglichkeit war da und nachdem ich ein Spiel gegen den SC Binningen hatte fand ich, dass spielerisch gesehen ein ganz anderes Niveau da war. Ich kam auch viel besser mit den Leuten zu recht und so habe ich mich für die Schweiz entschieden. Deutschland war eigentlich auch eine Option, aber da sich die Möglichkeit nicht wirklich so offenbart hatte bin ich diese nie gegangen. Ich habe zwar schon öfters gegen deutsche Mannschaften wie SV Weil, oder höhere Mannschaften wie Karlsruhe gespielt, aber na ja. (nachdenklich) Die Schweiz war letztendlich der einzige Weg für mich.

                                                                              
Haben Sie ein Vorbild?      

                                                                                                                                      
(denkt nach) Ich hatte ganz früher ein Vorbild. Das war der Schweizer Innenverteidiger Senderos. Besonders nach der WM 2006, wo er ein maßgeblicher Anteil an dem Schweizer Erfolg in der Vorrunde hatte. Von da an hat mich dieser Spieler fasziniert. Er hat ja auch beim FC Arsenal neben dem anderen Schweizer Spieler Djourou in der Innenverteidigung gespielt. Unterdessen habe ich viele Vorbilder. Vor zwei Jahren hat mich zum Beispiel die Spielart von Mats Hummels sehr fasziniert. Genauso Mertesacker, auch von der Größe her. Er kann seine Größe und auch seine Zweikampfstärke sehr ausnutzen, was eigentlich auch meine starken Punkte sind. Ein wirkliches Vorbild wie jetzt für andere ein Cristiano Ronaldo habe ich nicht.   

          
Im Sommer startet ja die Fußball WM in Brasilien. Wer wird Weltmeister?      

                           
Das ist eine schöne Frage. (lacht) Wenn ich die wüsste würde ich sicher sehr viel Geld verdienen. Ich denke mal es hat ein paar Favoriten. Dazu zählt natürlich Brasilien, die in ihrem Land spielen. Deutschland, Frankreich darf man nicht unterschätzen und mit Sicherheit auch Spanien nicht, die waren schon immer ganz oben auf der Favoritenliste. Es wird eine sehr spanende WM und um auf die Frage zurückzukommen, würde ich mal Deutschland sagen.                 

                                                                                                                                                  
Könnten Sie sich vorstellen eines Tages bei einem größeren Verein zu spielen?  

                      
Das weiß ich nicht genau. Es kommt darauf an wie sich das jetzt alles entwickelt. Eines Tages wirklich Profi zu werden, die Chance sehe ich nicht unbedingt. Ich habe mich jetzt wie schon gesagt entschieden mich mehr auf die Schule zu konzentrieren, aber ohne den Fußball wirklich schleifen zu lassen. Fußball hatte für mich schon immer eine Bedeutung, aber ich spiele nicht Fußball um Geld zu verdienen und um in einer großen Mannschaft zu spielen, sondern um Spaß zu haben. Natürlich ist da der Ehrgeiz nicht zu unterschätzen und ich möchte ja auch Erfolg haben, aber jetzt wirklich in einer sehr großen Mannschaft zu spielen, die Möglichkeit sehe ich nicht unbedingt. Aber wer weiß, man kann nie voraussehen.        

 

                                                                                                                                           MICHAEL GHERARDI

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