FUSSBALL SCHWEIZ MUTTENZ L'UNION DU SPORT EXKLUSIV
Samstag, 30. August 2014
Während einige Spieler in diesem Alter erst so richtig damit beginnen ihr fußballerisches Können unter Beweis zu stellen, hat er seine Fußballschuhe bereits wieder an den Nagel gehängt. Die Rede ist von Tolga Polat, 31 Jahre jung, ehemaliger Stürmer beim SV Muttenz. Keine Angst! Dem Fußball-Geschäft wird er auch weiterhin erhalten bleiben, und zwar an der Seitenlinie... Wie spielt es sich in der 1. Schweizer Liga? Wie hat er sein Spiel gegen den "großen" FC Basel erlebt? Warum vergleichen ihn viele mit "Ibrakadabra" Zlatan Ibrahimovic? Die Antworten und noch vieles mehr gibt es hier, in unserem exklusiven Interview mit Tolga Polat!
LÖRRACH-BROMBACH (Deutschland), 30. August 2014. - Er schreckt vor keinem Fallrückzieher zurück: Tolga Polat. (Foto Jutta Herrmann/ L'Union du Sport)
L'UNION DU SPORT Tolga, deine Position (Stürmer) ist auf dem Spielfeld sehr begehrt. Ist der Erwartungsdruck dadurch enorm hoch?
Der Erwartungsdruck ist immer hoch. Ein Stürmer wird an seinen Toren gemessen, weshalb man als Stürmer so viel wie möglich treffen sollte.
Du sprichst es an, als Stürmer möchte man am liebsten in jedem Spiel treffen. Wie fühlst du dich nach einem Spiel ohne Tor?
Ein Spiel ohne Tor ist schlecht, auch wenn man gewinnt. Als Teamplayer ist es schön, man hat die drei Punkte. Aber als Stürmer hat man das Gefühl, dass man die Aufgabe nicht erfüllt hat. Deswegen versucht man das Toreschießen im Training noch einmal zu üben, um möglichst im nächsten Spiel wieder zu treffen.
Was verbindet dich mit Fußball?
Das Team, der Teamsport. Wenn man zum Beispiel das Tor schießt und alle kommen auf dich zu, umarmen dich: das ist auch mal ein schönes Gefühl.
Du bist nach deiner Station beim damaligen Landesligisten FV Lörrach zum SV Muttenz, in die 1. Schweizer Liga gewechselt. Wie ist dieser Transfer zustande gekommen?
Der Transfer kam zustande nachdem ich damals relativ erfolgreich war, obwohl ich ein halbes Jahr verletzt war. Ich habe in der Rückrunde rund 12 Tore geschossen und es war Willy Schmid, mein ehemaliger Trainer, der mich mit dem SV Muttenz in Kontakt gebracht hatte. Daraufhin war ich im Training und der Verein hat mich dann schlussendlich in der Mannschaft aufgenommen.
Wie hast du den Klassenunterschied zwischen der Landesliga in Deutschland und der 1. Liga in der Schweiz erlebt?
Der Unterschied ist sehr groß. Im Vergleich mit der Landesliga auf deutscher Seite ist die 1. Liga in der Schweiz etwas ganz anderes, das ist schon Profibereich. Da trainiert man viermal die Woche, da muss man zur Massage, da wird im taktischen Bereich viel mit Videoanalyse gemacht, man spielt gegen Zürich II, Thun II. Man spielt zum Beispiel gegen Thun, unter der Woche spielen manche Spieler sogar im UEFA Cup (heutige Europa League, Anm. d. Red.) mit... Man trifft auf ehemalige und auch aktuelle Nationalspieler. Alles ist professioneller: das Warm-up, das Umfeld, einfach alles.
Hast du schon mal ein Derby gegen Concordia oder Black Stars bestritten?
Wir hatten mal ein Freundschaftsspiel gegen den SV Muttenz, ich war damals bei Black Stars. Das war nicht so schön gegen Kollegen im anderen Dress aufzutreten.
Wie hast du solche Derbys in Erinnerung?
Man gibt alles, ob man sich kennt, oder nicht. Fußballerisch wird gekämpft. Nach einem Foul gibt man sich vielleicht ein Schulterklopfer, aber man tut alles für seine Farben.
Du hast in Deutschland und auch in der Schweiz gespielt. Was hältst du vom französischen Fußball?
Französischer Fußball ist natürlich sehr attraktiv. In jungen Jahren wurde ich oft von französischen Zweitliga-Mannschaften beobachtet. Ich habe mich früher eigentlich für Deutschland entschieden, da ich noch sehr jung war. Die französische Liga ist aber auch ein Knaller!
In deiner gesamten Karriere: welches Spiel hat dich am meisten geprägt?
Ich denke mal das Spiel mit Muttenz gegen den FC Basel, gegen die Superstars aus dem Fernsehen, die Champions League spielen. Es war schon etwas Besonderes gegen die aufzutreten. Dazu kamen noch zwei Pfostenknaller... Der Respekt nach dem Spiel fand ich sehr beachtlich, das da einige erfahrene Spieler kommen, dich umarmen und sagen "Hey, haste gut gemacht!" Nicht geprägt, sondern das schönste Gefühl habe ich durch dieses Spiel bekommen.
Du bist aktuell Trainer. Was ist nach deiner Zeit beim SV Muttenz passiert?
Nach meiner Zeit bei Muttenz bin ich noch mal zum Heimatverein FC Steinen zurück und habe da noch ein Jahr Landesliga gespielt. Mittlerweile bin ich 31 und ich fange im kommenden September mein Trainerstudium an.
Was konntest du aus deiner Zeit als Spieler für deine neue Aufgabe als Trainer mitnehmen?
Einiges. Ich habe sehr viele Trainer gesehen, unter anderem Atilla Sahin, der beim FC Basel Profi war, Samir Tabakovic und nicht zu vergessen Willy Schmid. Sie alle sind in irgendeiner Art und Weise beim FC Basel aktiv. Ich konnte mir von jedem etwas abschauen und konnte auch im Umfeld vieles sehen: die Vorbereitung, wie man bei bestimmten Situationen handeln kann. Jeder Trainer löst das anders. Ich habe dadurch sehr viel mitgenommen, was für eine Trainerkarriere vorhanden sein sollte.
Hattest du ein Vorbild?
Ich hatte viele Vorbilder... Aber Luís Nazário de Lima "Ronaldo" in seinen Barcelona Zeiten war mein Lieblingsstürmer und... Ibrahimovic! Er ist halt so ein Hitzkopf. Viele vergleichen mich mit ihm: vom Äußeren her (Haare, Nase) und auch spielerisch (Aggressivität, Späßchen).
Gibt es eine Mannschaft für die du ganz besonders die Daumen drückst?
Ich sympathisiere mit Real Madrid, Benzema. (kleines Kichern) Das ist die Mannschaft für die ich schon immer die Daumen gedrückt habe.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dankeschön!
MICHAEL GHERARDI
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